Mundart aus der Region

Wir können auch hochdeutsch. Die meisten von uns jedenfalls. Aber wir berlinern auch gern mal. Und Redewendungen, die an einem Ort geläufig sind, werden 30 km weiter schon wieder ganz anders benutzt. Hier ein paar Beispiele unserer sprachlichen Hochkultur:

Balin.

(=Berlin.) Bezeichnung unserer Hauptstadt. Von hier aus in ein- bis anderthalb Stunden gut erreichbar.

Ma kieken. 

(=Mal gucken.) Den Ausgang einer Sache noch ohne Ergebnis halten und evtl. Erwartungen bremsen. So ungefähr: Wir werden mal sehen, was das noch wird. Warten wir ab.

Haste keene Moneten, kannste nüscht koofen.

(=Hast du kein Geld, kannst du nichts kaufen.) Logisch, aber auch ein gutes Beispiel für unseren ausgeprägten Berlinismus.

Dit gloob´ick jetz nich.

(= Das glaube ich jetzt nicht.) Ausdruck des Erstaunens. Heißt soviel wie: Das kann ich gar nicht glauben, ist das wirklich wahr?

Dit sa´ick dir, du.

(=Das sage ich ich dir, du.) Dabei wird "sa´ick" wie ein Wort ausgesprochen. Man will den Gesprächspartner bestätigten, ihm zustimmen. Das gleiche hätte man selbst auch gerade sagen wollen.

marachen, ackern, schuften, buckeln

Synonyme für (schwer) körperlich arbeiten oder viel zu tun haben.

taddeln

relativ entspannt und orientierungslos durch die Gegend laufen. Ein Kleinkind bei seinen ersten Gehversuchen, dass ein paar Schritte in die eine Richtung macht, guckt, dann weiter in die andere Richtung könnte man liebevoll so beschreiben: "Er taddelt schon so ein bisschen herum."

"Ick hab da noch ´n Fahrrad im Keller zu stehen, kannste kriegen."

(=In meinem Keller steht noch ein Fahrrad, das kannst du haben.) Die Kombination von haben + zu + stehen/liegen ist grammatikalisch falsch, wird jedoch hier relativ häufig verwendet, um auszudrücken, dass "jemandem etwas an einem bestimmten Ort und in bestimmter Weise zur Verfügung steht" (Quelle: Duden, Stichwort haben, Bedeutung 2d).

Gib mich mal die Butter rüber!

Statt dem Dativ wird hier bewusst falsch der Akkusativ verwendet, um die Bitte etwas ins Lustige zu ziehen.

Mit die Schuhe kannste nich durch die Stadt loofen.

(=Mit den Schuhen kannst du nicht durch die Stadt laufen.) Auch hier wird der Artikel vor Schuhe bewusst grammatikalisch falsch eingesetzt und extra im Satz betont, um auf erheiternde Art und Weise die Aufmerksamkeit auf "die" zu lenken.

Du bist wohl mit ´nem Klammerbeutel gepudert.

Ausdruck der Empörung, so nach dem Motto: du spinnst wohl oder du tickst nicht ganz richtig. Damit signalisiert man dem Gesprächspartner, dass man mit dessen Aussagen oder Handlungen absolut nicht übereinstimmt.

Haben Sie manchmal 20 Cent?

So wird z.B. der Kunde freundlich an der Kasse um passendes Kleingeld gebeten. Das Wort "manchmal" wird hier nicht im Sinne von Häufigkeiten, sondern statt dem Wort "vielleicht" verwendet. Nichteinheimischen rutscht an dieser Stelle evtl. ein verwundertes "Ja, gestern hatte ich welche!" heraus, aber das wiederum führt zu Irritation auf der Gegenseite, die doch einfach nur besonders nett fragen wollte, ob der Kunde jetzt sein Klimpergeld loswerden möchte.

Und ganz wichtig zur Orientierung: Die Uhrzeit ist eine Torte!!!

17:15 Uhr ist viertel Sechs. Woanders in Deutschland sagt man Viertel nach Fünf.
17:30 Uhr ist halb Sechs.
17:45 Uhr ist dreiviertel Sechs. Woanders in Deutschland sagt man Viertel vor Sechs.
18:00 Uhr ist um Sechs.

Schneidet man eine Torte in vier Teile und nimmt ein Stück weg, dann ist sie zu einem Viertel aufgegessen. Noch ein Stück weg, dann ist die Hälfte leer. Noch eines weg, dann ist sie zu drei Vierteln verspeist. Logisch! Jedenfalls für uns. Der Stundenbruch ist einfach ein wenig verschoben. Im ZDF sagte mal ein Nachrichtensprecher: "Es ist siebzehn Uhr fünfzehn, also viertel Sechs, also Viertel nach Fünf." Der hat´s verstanden ;-)

 

Weitergehende Literatur:

Ein paar interessante Erläuterungen bietet z.B. Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Berlinische_Grammatik